Geschichte von Haus Boulig

Haus Boulig oder Boulich bei Weiler        von Hans-Gerd Dick, Stadt Zülpich

Wegekreuz vor Haus Boulig

Die einsame Lage von Haus Boulig auf einer Ebene zwischen Weiler und Wichterich, eingefasst von einem Wäldchen („Bouliger Beusch“), gilt als Indiz für ein außerordentlich hohes Alter. Da sich der Name sprachgeschichtlich möglicherweise auf „Bulliacum“ zurückführen lässt, könnte es sich um eine Einzelhofsiedlung aus keltisch-römischer Zeit handeln – wenige hundert Meter von der Römerstraße Köln-Trier entfernt. Die Schriftbelege setzen im 14. Jahrhundert ein, als ein den Namen Boulich tragendes Geschlecht als Lehensträger der Reichstabtei Prüm erscheint. Von seinen Besitzern wurde das Rittergut 1681 an Tilman von Nickel verpfändet. Dieser gilt als Initiator des neuen Herrenhauses aus dem Jahre 1719. Heute steht Haus Boulig im Besitz des Freiherrn von Coels von der Brügghen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Hofanlage großteils zerstört und in veränderten Bauformen wiedererrichtet. Heute lässt sie nur noch in einigen baulichen Details Alter und ursprüngliche Ausdehnung erahnen. Die jetzigen Eigentümer leben in Nebengebäuden der ursprünglichen Anlage.

Ehemals war Haus Boulig eine zweiteilige Wasserburg, weitgehend von schützendem Wald umgeben. Ausschlaggebend für den Standort war die Lage in einer leichten Geländesenke. Sie ermöglichte die Speisung eines heute großteils verfüllten Wassergrabens durch eine nahegelegene Quelle in der ansonsten wasserarmen Ebene.

Haus Boulig, Zufahrt zum Haupthaus

Da das repräsentative Herrenhaus nahezu vollständig zerstört ist, finden sich heute die ältesten Teile des ursprünglichen Rittersitzes in der Südwand der früheren, dreiflügeligen Vorburg. Die Backsteingebäude wurden im 19. Jahrhundert über älteren Vorgängerbauten neuerrichtet und erweitert. Sie bewahren in der Südwand jedoch noch bis in ca. 4 Metern Höhe mittelalterliches Bruchsteinmauerwerk mit Eckverklammerung. Ein vermauertes Schlitzfenster verweist auf den Wehrcharakter der ursprünglichen Anlage. Diese Bauspuren werden nach Material und Verarbeitung in das 14. Jahrhundert datiert. Sie bilden die einzigen erhaltenen Überreste der mittelalterlichen Wasserburg. Demgegenüber erhielt Boulig in späteren Jahrhunderten den Charakter eines repräsentativen, lange von Pächtern bewirtschafteten Rittergutes.

Haus Boulig - Herrenhaus

Dessen Hauptgebäude bildete vor dem Zweiten Weltkrieg ein barockes Herrenhaus, gelegen auf einer fast quadratischen Insel, auf der ursprünglich einmal die mittelalterliche Burg stand. Die Form des zweigeschossigen Ziegelsteinbaus mit der eisernen Jahreszahl 1719 über der Türe wies dabei eine große Ähnlichkeit mit vergleichbaren Herrensitzen und Schlossbauten in Müddersheim und Linzenich auf. Das heute nur noch photographisch überlieferte Haupthaus galt dabei in seiner Proportionalität als von bemerkenswerter Schönheit. Ursprünglich war es wie die Vorgängerbauten über eine Zugbrücke erreichbar. Auf den bis 1,50 Meter erhaltenen Fundamenten dieses zerstörten Herrenhauses steht heute ein moderner Maschinenschuppen. Diese Fundamente lassen aber auch noch Spuren älterer Vorgängerbauten aus Sandstein erkennen, offenbar letzte Zeugen der mittelalterlichen Hauptburg.